Biodynamische Psychologie
In jedem von uns steckt die Möglichkeit, ein zufriedenes und bewusstes Leben zu führen.
Die Biodynamische Psychologie gehört zu den ältesten Methoden der Körperpsychotherapie in Europa, die neben der in den USA entwickelten Bioenergetischen Analyse von Alexander Lowen Grundsteine für die heutigen körperorientierten Ansätze der Psychotherapie gelegt hat. Begründet von der norwegischen Diplompsychologin und Physiotherapeutin Gerda Boyesen und weiterentwickelt von ihren Töchtern Ebba und Mona Lisa Boyesen, wird sie mittlerweile in vielen Ländern der Welt praktiziert. Sie ist eine tiefenpsychologisch fundierte, körperorientierte Therapieform und basiert auf den frühen Libidotheorien Freuds sowie den Arbeiten von C. G. Jung und Wilhelm Reich.
Biodynamische Psychologie ist eine biologische Theorie von Psychologie, die sich für die organischen Verbindungen von Körper und Psyche interessiert. Für die Biodynamische Körperpsychotherapie sind psychologische Prinzipien nicht nur Theorien und Konzepte, sondern tatsächliche energetische Kräfte, die organische und neurologische Wirklichkeit sein können. Der Begriff „biodynamisch“ erinnert an das Konzept, dass Lebensenergie in natürlichem und spontanem Fluss ist (bios heißt Leben, dynamisch heißt Kraft); Lebensenergie ist die Kraft, die uns bewegt und uns auf allen Ebenen zum Leben bringt: körperlich, intellektuell, gefühlsmäßig und geistig.
Sigmund Freud deutete in seinen frühen Libido-Theorien an, dass das Phänomen der psychischen Energie die dynamische Kraft der sexuellen Instinkte sei. Wilhelm Reich führte diese Idee weiter, indem er annahm, dass diese Energie kosmischen Ursprungs sei. Er nannte sie Orgonenergie, die sich als Energiestrom im Körper bemerkbar macht und direkten Einfluss auf das autonome Nervensystem und seine vegetative Funktion hat. Seine Arbeit wurde zum Ursprung der körperorientierten Psychotherapie von heute.
Biodynamische Psychologie ist eine Fortsetzung der Arbeiten von Sigmund Freuds Libidotheorie und eine Weiterentwicklung von Wilhelm Reichs Orgonomie und Vegetotherapie, die auf die fundamentalen Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche hinwies und jede Pathologie als eine Störung der Bioenergie ansah, die sich in Charakter- und Muskelpanzer sowie psychosomatischen Erkrankungen ausdrückt.
Psychische Probleme, psychosomatische Symptome und Krankheiten sind daher deutliche Signale, dass mit unserem Leben etwas nicht stimmt.
Ausgehend von der Annahme, dass alle psychischen Befindlichkeiten also in irgendeiner Form „verkörpert“ sind, werden in der Biodynamik Psyche und Körper als zwei Seiten desselben Lebensprozesses angesehen. Der ganze Organismus wird als Erfahrungsspeicher und Behältnis des Unbewussten und darüber hinaus als fähig zur Selbstregulation und Selbstheilung betrachtet.
Einer der wesentlichsten Beiträge der Biodynamischen Psychologie im Unterschied zu anderen Körperpsychotherapien ist die Entdeckung, dass die toxischen Komponenten von emotionalem und seelischem Stress im Verdauungssystem über die Darmperistaltik durch Flüssigkeit entladen werden können. Unter günstigen Umständen, die in Begleitung emotionaler Erregung auftreten, werden fortlaufend hormonelle Rückstände ausgeschieden. Im vegetativen Nervensystem haben Sympathikus- und Parasympathikusnerv eine wichtige Funktion. Wenn der Sympathikus zu stark arbeitet (bei Stress und Spannung) schließt sich die Darmperistaltik. Entspannt sich der Organismus und der Parasympathikus tritt in Funktion, öffnet sich die Darmperistaltik und trägt auf vegetativer Ebene zur emotionalen Verarbeitung bei.
Neuere Forschungen in der Neurophysiologie bestätigen, dass wir noch über ein drittes Nervensystem, das sog. „enterische Nervensystem“ verfügen und im gesamten Verdauungssystem mehr Nervenzellen als im Rückenmark haben. Damit besitzen wir ein „Bauchhirn“ im Verdauungssystem als dem Sitz einer emotionalen Intelligenz, das unabhängig vom „Kopfhirn“ reagiert.
Ein weiterer wichtiger Beitrag der Biodynamik für Medizin und Psychosomatik besteht in der Entdeckung, dass Störungen der Harmonie von Psyche und Körper sich auf allen körperlichen Ebenen (über das Konzept des „Muskelpanzers“ bei Wilhelm Reich hinaus) in Form eines „Gewebepanzers“ zeigen. Stoffwechselrückstände verbleiben bei unabgeschlossenen emotionalen Zyklen im Körper und bilden eine Barriere gegen den natürlichen Kreislauf der Körperflüssigkeiten. Die Eingeweide, neben der Nahrungsverdauung auch zuständig für die organische Verdauung emotionaler Konflikte, können die biochemischen Reste psychischer Spannung nicht oder nur unvollständig abbauen; es bildet sich ein „Eingeweidepanzer“.
Die spontane Eigenbewegung der mit Flüssigkeit gefüllten Darmwände, die als Peristaltik bezeichnet wird, dient also auch der Regulation nervöser Spannung („Psycho-Peristaltik“ genannt). Oft können diese Geräusche mit dem bloßen Ohr gehört werden; die Verwendung eines Stethoskopes (auf den Bauch des Klienten gelegt) ermöglicht dem Therapeuten eine noch gezieltere Diagnostik und Behandlung. Dabei ist wesentlich, dass ein inneres Gefühl von emotionaler Geborgenheit und Sicherheit vorliegt; erst dann beginnt die Psychoperistaltik zu arbeiten. Wenn sie gut funktioniert, stellt sich eine entspannte, friedvoll gelöste Atmosphäre ein, die von einem harmonischen und frischen Gefühl satter Lebendigkeit begleitet wird.
Stimulation der Psychoperistaltik heißt Stimulation des Flusses der Lebensenergie eines Menschen in allen Aspekten seines Seins.